Interview: Florian Wieser – mein Lieblingspirat

Aug 29, 2022 | Interview

Florian mit Rucksack vor einem Berg in Schwarz-weiss

Unser 1. Mal hatten wir am 12.8.2020. Ich hatte so darauf hingefiebert. Es war noch so viel besser, als ich es mir ausgemalt hatte. Es war bunt, deep und intensiv. Es war ein Daily Play, ein 1-Tages Training für LEGO Serious Play. Es war serious, humorvoll.

Florian Wieser – genannt Flo – ist ein Pirat, der liebevoll die Welt erforscht. Er ist ein Multitalent, Unternehmer, Vater, Emotional Intelligence Trainer, LEGO Serious Play Facilitator und noch so viel mehr.

Seit ich ihn durch LEGO Serious Play von ihm gehört hatte, war ich fasziniert. Nachdem ich seinen Blog durchgelesen und seine Podcasts inhaliert hatte, wollte ich mehr. Ich wollte von ihm lernen und mit ihm gestalten. Heute tue ich das und liebe es.

Bei unserem 1. Mal war er in seiner Rolle als Trainer und Gründer von The Serious Player unterwegs, der grössten Community von LEGO Serious Play Facilitator:innen in der Schweiz. Seitdem hat er einen besonderen Platz in meinem Herz.

Ich habe ihn für mein 1. Interview ausgewählt, weil ich noch viel mehr von ihm lernen will. Er tut mir gut, als Mann und als Mensch. Was ich von ihm gelernt habe, liest Du am Ende des Artikels.

Warum solltest Du ihn kennen? Er ist der Mann, der in meinem Netzwerk am lautesten Frauen supportet. Er ist der Vater in meinem Netzwerk, der am offensivsten Verantwortung übernimmt. Er ist der Lehrer, der mich jeden Tag inspiriert, dass meine Vielfalt meine Superkraft ist.

Hier sind seine Antworten auf meine Fragen.

Florian im Lego Kostüm vor einer Wand mit Post-Ist
Flo als LEGO Serious Play Facilitator.

Warum tust Du, was Du tust?

Aus purer Neugierde. Weil ich viel Freude am Experimentieren habe. Weil ich gerne Fundstücke und gemachte Erfahrungen weitervermittle, zeige und davon erzähle. Weil es mir sinnhaft erscheint, einen Beitrag zu Mental Health, Visionary Health und Physical Health zu leisten. 

Mein „Triforce“ (kleine Ode an Nintendo’s Zelda) oder Dreiklang evoziert so schöne Dinge mit und bei Menschen, dass mich das tagtäglich motiviert, in diesen drei Feldern weiterzuforschen und Dinge zu entdecken, über die ich dann wieder erzählen und dazu Menschen zusammenbringen kann.

In der Mental Health erkunde ich die emotionale Intelligenz vor allem an mir und meinem Umfeld, um eine neue Qualität in Kommunikation, Zusammenarbeit und neuem Leadership zwischen uns Menschen erlebbar zu machen. Als Teacher des „Search Inside Yourself“-Programms gebe ich, basierend auf der emotionalen Intelligenz, 2-Tages-Seminare in Unternehmen und in exklusiven Peergruppen in Davos

In der Visionary Health arbeite ich vor allem mit LEGO Serious Play, damit wir Menschen ein gemeinsames Verständnis und gemeinsame starke Bilder einer anstrebenswerten Zukunft bauen, die und Orientierung bieten für ein erdenfreundliches gemeinsames Wirken. Und mit meiner Frau Niki habe ich die Bewegung Zukunftbureau gestartet. Das sind Anlaufstellen für Zukunftsfragen und Vorhaben aus der Zivilbevölkerung, die wir in Orten und Stadtteilen mit wunderbaren lokalen Hosts betreiben.

Mein Beitrag zur Physical Health ist das neuste Feld, das ich mit einem unternehmerischen Abenteuer in Form eines Franchising kultiviere. Ich nähre die Physical Health mit einem Mikrostudio für High Intensity Krafttraining, in dem Menschen ihre Kraft von innen erkunden und stärken können – ohne dem Bild des sich Quälens und Ertüchtigens.

Wie verbindest Du Körper, geist und Seele?

Die Triforce von Flo

Mein Triforce mit Mental, Visionary und Physical Health tut das schon per se als Bild, an dem ich mich orientiere und damit ringe. Das Ringen ist positiv, weil es mich stärkt, weil es die innige Auseinandersetzung ist mit dem Alltag, der mir reichlich Aufgaben, Trainingsfelder und Herausforderungen schickt. 

Ich hab mir viele Übungen und Tools angeeignet, die mir im Alltag helfen, mich zu erinnern, dass ich nicht nur aus Kopf und Fingern bestehe, die auf einer Tastatur rumklimpern. Am liebsten mag ich die „integrated Exercises“, Übungen, die ich einfach einbauen kann in meinen Alltag. Zum Beispiel flackert bei mir eine Lampe im Zimmer. Zuerst hab ich mich geärgert und wollte schon die Glühbirne ersetzen. Jetzt hab ich mir gesagt „Hey, das ist ein super Reminder, dass ich wiedermal in den Körper einchecke, durchatme und mich frage, was jetzt wirklich wichtig ist.“ 

Das fällt mir auch bei anderen so „nervigen Unterbrechern“ ein wie Ladezeiten von Webseiten, Öffnungszeiten von Apps oder in der Warteschlange stehen. Ich mag mich darüber nicht mehr ärgern, also versuche ich diese Mini-Slots, wenn ich gerade achtsam genug bin, für ein Refreshment zu nutzen

Meine Tools und diese Body, Mind, Soul Übungen hab ich aus diversen Selbsterfahrungen und Weiterbildungen für mich zusammengestellt. Und die ändern sich auch dauernd. Es sind nicht immer die gleichen wichtig und richtig für eine Phase. Ich bin sehr dankbar, dass ich so ein Buffet habe, von dem ich mich bedienen kann.

Was macht das Vatersein mit Dir?

Es macht mich fürsorglich. Es lernt mir nochmals anders Aufmerksamkeit zu schenken. Es lässt mich anders zuhören. Es bringt mich auf die Palme und dann funktioniert genau KEIN Tool oder Übung. Die Kids sind unfassbar klare Reminder, was wichtig ist. 

Vatersein ist für mich auch die schönste Verantwortung. Ich liebe dieses Gefühl, für diese beiden Wesen und Leben verantwortlich zu sein. Und das so, dass sie gedeihen und erblühen mögen. Also so eine unglaubliche Verantwortung, die über’s Raumgeben und Loslassen am besten funktioniert. Ich kenne nichts Vergleichbares. 

Ich lerne die Liebe nochmals anders kennen als Vater. Vatersein ist die höchste Form von Akzeptanz für mich. Vatersein ist auch Identität. Vatersein macht mich glücklich. Vatersein bringt mich an die Grenzen meiner Persönlichkeit, um zu schauen, was ich da noch zu erkunden und heilen habe. Vatersein ist eine Form des Seins, die an tiefer Begegnung und Verbindungen nicht zu übertreffen ist.

Was liebst Du am Mannsein?

Den Drang nach vorne. Die Risikofreude. Diese Unternehmenslust. Das Testosteron-Feuer. Die aufflammende Kraft. Das Beschützende (die Sippe oder Gemeinschaft, weniger das weibliche Geschlecht).

Ich mag auch physisch gerne Mann sein. Ich glaube jedoch, dass das Mann-sein in der Krise ist. Und zur Hauptaufgabe des Mann-seins wird in den nächsten Dekaden gehören, diese neu zu erkunden, definieren und zu leben. In seiner „Mannigfaltigkeit“. Wir kennen das „hin zu“ noch nicht.

Und wir sitzen noch zu sicher im patriarchalen Sattel mit 1000enden Bewahrungs- und Schutzmechanismen. Die Zwiebel will geschält sein, aber das dauert noch. Da kommt wieder das Vatersein ins Spiel.

Alles, was ich schaffe, nicht zu reproduzieren, weiss mein Sohn schlicht nicht und wird es so nicht weiterhin betreiben. Also ist die grosse Aufgabe als Mann, einerseits meinen weiblichen Anteil zu kultivieren und den männlichen vor allem mit „weglassen“ patriarchaler Reproduktion oder „neufüllen“ mit gleichwürdiger Haltung vorzuleben.

Quite a job bei den jahrtausendealten Prägungen. I accept and cary on. Ich sehe den Shift zur Gleichwürdigkeit  als eine Notwendigkeit für das Zusammenleben von uns Erdlingen.

Was liebst Du an Frauen

Ich liebe ihren Blick auf die Welt und auf das Leben schenken und das Leben bejahen. Ohne sie kein Leben. Ich liebe die Weiblichkeit in allen Menschen. Und ich liebe die Männlichkeit ebenso. Ich mag jedoch das Ungleichgewicht nicht und daher bin ich lauter Befürworter der Gleichstellung. Ich will eine weiblichere Welt.

Und das bedeutet auch, dass wir Männer unseren weiblichen Anteilen Raum geben. Rülpsen kann ich immer noch, aber es wäre nice, wenn ich auch in Verbindung gehen könnte mit meinem Umfeld, ohne Kampf, Konkurrenz und Territorial-Verteidigung-Gebaren.

Die Weltbevölkerung hat einen zu hohen Testosteronspiegel im System. Nun weht aber bereits ein anderer Wind: The Future is Female. Und das wird laut, mächtig und somit über die nächsten Jahrhunderte zum neuen Normal. Ich werde nur noch ein bisschen von diesen Anfängen naschen können und werde alles tun, die Gleichstellung und Gleichwürdigkeit der weiblichen, männlichen und geschlechterfluiden Anteile in uns Menschen bis zu meinem Lebensende zu kultivieren.

Was willst Du noch lernen?

Alles, was meinen Weg kreuzt. Ich baue Wirkungsfelder und da kommen Dinge zu mir und die schaue ich mir an und da gibts tonnenweise Dinge zu lernen. Mich interessieren vor allem die gesellschaftlichen Themen. Wie funktionieren Gemeinschaften? Was sind die neuen Lebensformen? Was ist Arbeit? Welche Ressourcen werden wichtiger? Was ist mit dem Geld? Was ist mit der Zeit?

Alles, was das Menschsein betrifft, mag ich sehr und lerne ich mega gerne. Mein Triforce dreht sich ja ausschliesslich ums Menschsein und das gemeinsame wirken auf der Erde.

Flo mit Pascal und grossem Mikrofon
So sieht das aus, wenn Flo podcastet. Ich war 30 Folgen die Podcastkolumnistin – schön war es!

Wie hast Du gelernt, Unternehmer zu sein?

Durch Neugierde – ungestillte Neugierde. Ich war mit 19 Jahren inspiriert von älteren Jungs, die eine Firma gegründet haben und die den Snowboard- und Skateboard-Laden betrieben haben. Ich wollte wissen, wie mensch so etwas anpackt. Wie geht Firma haben, betreiben? Was braucht es da alles? Das hat mich dann mehr interessiert als das Gymnasium.

Ich hatte in meinen Firmen anfangs nie eine Ahnung, wie das genau geht. Ich hatte ein Bild, dass ich das will. Und dann kam alles andere des Weges. Wie oben gesagt, ich lerne, was sich mir ins Feld oder vor die Füsse wirft. Und so hat sich mein unternehmerisches Gespür, Denken und Handeln geschärft über die 25 Jahre. Da sind sicher über die berühmten 10’000 Stunden reingeflossen. Ob ich nun Experte bin, kann ich nicht sagen. Ich kann heute zumindest aus ein paar Erfahrungen Entscheidungen einfacher treffen. Es bleibt jedoch  immer dieser Kick „Ob das wohl richtig ist?“, „Werd ich es so schaffen, was ich mir vorgenommen habe?“. 

Ich weiss, dass ich Entscheidungen korrigieren kann. Das bringt viel Ruhe ins System. Ich bin aber immer noch so ambitiös und falle in so Über-Performances. Das ist noch tricky, mich da nicht völlig zu verlieren. Und da helfen mir schon die antrainierten Übungen und Tools aus der emotionalen Intelligenz, Psychologie und Spiritualität. Aber ich muss hier wachsamer und achtsamer sein, merke ich. 

Insofern hat für mich Unternehmertum die Aufgabe, Dinge zu unternehmen und x-mal zu durchleben in vielen Facetten und das füllt den Erfahrungsschatz enorm. Ich hab mich gern mit Haut und Haar in alles reingeworfen. Und davon zehre ich nun. Ich hab allerdings das Abgrenzen nicht trainiert. Das hat seinen Preis und äussert sich in Verletzungen und Kränkungen durch Ablehnung oder Zurückweisung oder Weggefährten, die mir einfach nicht gutgetan haben. Da kommt jetzt eine nice Phase auf mich zu, in der ich das noch heilen kann.

Wie bist Du Als Unternehmer?

Fordernd! Ich fordere von mir viel, also will ich auch Performance von Menschen, mit denen ich zusammenarbeite. Ich funktioniere (leider) am besten mit „Liebe für Leistung“. Mir fällt es einfacher, mich zu öffnen oder mitzuschwingen, wenn ein Mensch etwas leistet. Ich bin sehr stark in den Visionen, wofür andere Menschen gern Lebenszeit investieren. Das berührt mich auch sehr, weil ich das auch als eine Verantwortung sehe. Ich erkläre nicht gern mehr als 3x und bin sehr ungeduldig. 

Ich höre gern zu. Ich sehe gern andere erfolgreich sein. Ich bin saugern erfolgreich, generierend, sichtbar machend. Ich mache den Spagat zwischen „ein gutes Leben“ und „rocking like hell!“. 

Neu versuche ich mich in „liebevollem Unternehmertum“. Ich versuche nun in meiner nächsten Runde als Unternehmer und nicht mehr nur Solopreneur, die kultivierte Fürsorge ins Unternehmertum zu übertragen und zu leben. Ich werde nicht einfach nett sein, sondern ich werde klar sein. Mal sehen, ob mir das gelingen wird. Die Menschen, mit denen ich enger zusammenarbeiten werde, können mir das dann am besten sagen.

Das habe ich von Flo gelernt:

  • „Wie gestalten wir die Situation?“ ist eine magische Frage für alles: business, family, persönlich.
  • Asynchrone Kommunikation ist genauso genial wie persönliche Treffen – anders gut.
  • Ich darf viel wollen und viel erwarten vom Leben und gleichzeitig gut auf mich achten.
  • Jeder Technik Schissel ist lösbar.
  • Unterstützung und sich gegenseitig feiern, kommt immer zu uns zurück.
  • Fordern und Fördern geht prima Hand in Hand.
  • Meine DDR Vergangenheit ist eine magische Superpower, die Menschen interessiert.
  • Ich darf gutes Geld für meine Leistungen verlangen.
  • Wie es sich anfühlt, wenn ein Mann bedingungslos an mich glaubt und mich aktiv supportet.

… um nur ein paar der Punkte zu nennen, die ich durch unsere Verbindung geschenkt bekommen habe.

Im Oktober werde ich bei Flo ein Seminar zur Emotionalen Intelligenz in Davos besuchen. Aus unseren Gesprächen weiss ich, dass er ein lernender Meister darin ist. Und das will ich auch. Wenn ich das kann, werde ich mutig mein eigenes Ding daraus gestalten.

Das ist es, worin er mich und alle anderen Menschen immer wieder ermutigt, uns das Leben zu gestalten, das wir selbst wollen und das allen gut tut.

Wie Du zu Deinem 1. Mal mit Flo kommst





Hoi,
ich bin Christine.

Ich bin VUCA-Expertin, Coachin und LEGO Serious Play® Facilitatorin.
Wenn Du mit dem in Frieden kommen willst, was Dich jetzt gerade stresst, dann lass uns zusammenarbeiten.

Wie wäre es, wenn Du von dort aus gestalten kannst?
Ich begleite Dich mit alltagstauglichen Schrittli, bis Du das geschafft hast.

Schreib mir. Ich freu mich.

Erfahre mehr über mich und meine Vision für dich.

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